Steigerwald Eiche in nachhaltiger Forstwirtschaft

200 Jahre alte Eichen für feinste Möbel

 

Das Eichenholz, das wir für unsere Betten nutzen, kommt aus dem Spessart und dem Steigerwald – Wälder, die schon seit Jahrhunderten nachhaltig bewirtschaftet werden. Hier darf ein Baum langsam wachsen und einen dicken Stamm entwickeln. Eine Eiche erreicht hier ein stolzes Alter von 200 Jahren, bevor sie geschlagen wird. Das bedeutet feinste Holzqualität. Und die Menschen, die solche Wälder bewirtschaften, denken in völlig anderen Zeitmaßstäben. Da ist Geduld gefragt. Hier ticken die Uhren langsamer.

Regional + ökologisch: Holz der kurzen Wege

 

Vom Sägewerk bis zur Schreinerei, die gesamte Region verfügt über eine lange Tradition von familiengeführten Betrieben in der Holzverarbeitung. Der Forstbetriebsleiter Ulrich Mergner vom bayrischen Staatsforst in Ebrach nennt das „Holz der kurzen Wege“. Das spart nicht nur Transportkosten, sondern ist auch ökologisch sehr sinnvoll. Aber damit noch nicht genug: Im Steigerwald wurde in den letzten 16 Jahren die Artenvielfalt wieder auf eine riesige Fläche gebracht und steht völlig im Einklang mit den forstwirtschaftlichen Belangen der Holzgewinnung.

„Wir haben ein Modell, wie man nachhaltig, ökologisch verträglich und unter Wahrung der Belange der Artenvielfalt mit Wäldern umgeht.“

 

Ulrich Mergner betreibt ökologische Forstwirtschaft

„Wir haben ein Modell, wie man nachhaltig, ökologisch verträglich und unter Wahrung der Belange der Artenvielfalt mit Wäldern umgeht.“

 

Ulrich Mergner betreibt ökologische Forstwirtschaft

Designer Jannis Ellenberger im Gespräch mit Forstbetriebsleiter Ulrich Mergner

Herr Mergner, es heißt, dass die Wälder in dieser Region schon seit Generationen auf besonders nachhaltige Weise bewirtschaftet werden. Ist das denn wirklich so? Können sie uns kurz etwas über die Geschichte dieses Waldes sagen?
Der Steigerwald umfasst ein großes Waldgebiet. Sehr bekannt ist der Klosterwald in Ebrach. Das dortige Zisterzienserkloster war einst eins der mächtigsten und wirtschaftlich reichsten Klöster Süddeutschlands. Das Besondere an den früheren Waldbesitzern war, ob die Zisterzienser oder die Fürstbischöfe von Würzburg, dass sie vor Jahrhunderten schon sehr laubholzorientiert gewirtschaftet haben. Das waren früher schon in großem Stil Eichen Mittelwälder.

 

Das heißt, die Eiche ist die natürlicherweise hier beheimatete Baumart?
Von Natur aus, also wenn wir nichts machen würden, würde die Eiche weitgehend verschwinden, denn die Buche ist sehr schattenertragend und so dominant, dass sie die Eiche verdrängen würde. Deswegen setzen wir uns hier, und auch unsere Vorgänger schon, intensiv dafür ein, dass auch Eichen nachwachsen können.

 

Also würden ohne das Eingreifen des Menschen hier überhaupt keine Eichen wachsen?
Ganz genau. Kulturgeschichtlich geht das Nebeneinander von Eiche und Mensch noch viel weiter zurück, denn nach der Eiszeit, also vor etwa 10.000 Jahren hat sich hier von Süden kommend zunächst die Eiche ausgebreitet. Gleichzeitig war der Steigerwald als sehr wärmebegünstigte Region bereits in der Jungsteinzeit Siedlungsgebiet des Menschen, so dass Mensch und Eiche schon hier waren, bevor überhaupt die Buche etwa 1.000 Jahre v. Chr. dazu kam. Deswegen gab es hier auch nie Buchenurwälder. Aber ohne unser Einwirken würde sich die Buche ausbreiten zu Lasten der Eiche, zu Lasten der Esche, des Ahorns und anderer Baumarten. Also auch zu Lasten der Artenvielfalt, weil gerade die Eiche die Baumart ist, an welcher am allermeisten Arten leben, sowohl bei Insekten, wie auch bei Pilzen. Daher begünstigen wir die Eiche, indem wir die Buche zurücknehmen. Wir wollen die Mischung vieler Laubbaumarten.

„Der hohe Eichenreichtum im Steigerwald ist eine Folge der Jahrtausende langen Nutzung durch den Menschen.“

 

Ökologische Forstwirtschaft im Steigerwald mit Designer Jannis Ellenberger

Ich nehme an, dies sind wissenschaftliche Erkenntnisse jüngeren Datums. Aber seit wann hat der Mensch hier denn ganz bewusst nachhaltige Forstwirtschaft betrieben?
Durch eigene Beobachtungen wie auch durch intensive wissenschaftliche Begleitung sind wir ganz gut informiert. Ganz klar, der Kahlschlag ist die naturfernste Wirtschaftsform, die vorstellbar ist. Nach der Ära der Mittelwaldbewirtschaftung gab es vielerorts kahlschlagartige Verfahren, die jedoch seit mehreren Jahrzehnten nicht mehr stattfinden. Das Besondere an unserem Bewirtschaftungskonzept heute ist, dass wir versuchen, sehr viele ökologische Elemente in die Waldbewirtschaftung zu integrieren.

 

Und was bedeutet das ganz konkret für ihren Forstbetrieb?
Zum einen sind das Naturwaldreservate, große aus der Nutzung genommene Waldflächen. Hier können wir studieren, was ohne Eingriff durch den Menschen passiert. Beispielsweise sehen wir deutlich, dass die jungen Eichen dort keine Chance in der Konkurrenz zu jungen Buchen haben. Das Zweite sind kleine Flächen, die sich über den ganzen Forstbetrieb verteilen. Gemeinsam mit den Abertausenden an Biotopbäume und den hohen Totholzmengen in den genutzten Waldbereichen vernetzen sie die großen Naturflächen.

 

Das ist das sogenannte Trittsteinkonzept, richtig? Also Trittsteine zwischen diesen Hotspots der Artenvielfalt, so dass ein Austausch zwischen den Biotopen möglich ist. Haben sie dieses Konzept gemeinsam mit ihren Leuten entwickelt?
Ja genau. Mir persönlich sind dabei unsere Biotopbäume am wichtigsten, also Höhlenbäume, Pilzkonsolenbäume, Bäume mit freiliegenden Holzkörpern etc. Davon stehen inzwischen etwa zehn pro Hektar bewirtschafteten Waldes. Und das vierte Element ist das Totholz. Bei starken Bäumen verwerten wir lediglich den unteren Teil des Baumes. Der Stamm ist der betriebswirtschaftlich interessanteste Teil, mit dem wir die Sägebetriebe bedienen. Und der obere Teil, der Kronenteil bleibt einfach im Wald liegen.

Eiche - Holz für Ellenberger Bett
Eiche - Holz für Ellenberger Bett
Eiche - Holz für Ellenberger Bett
Eiche - Holz für Ellenberger Bett

Und das Holz verkaufen sie dann an die Sägewerke hier in der Umgebung?
Hauptsächlich, ja. Wobei die Holznutzer einfach mehr Holz brauchen, als wir liefern können. Aber wir sind da ziemlich streng nachhaltig. Trotzdem haben unsere Kunden einen Riesenvorteil: sie haben Holz der kurzen Wege! Unser größter Holzkunde ist Luftlinie acht Kilometer von hier entfernt. Für den wären es 300.000 Euro mehr an Transportkosten pro Jahr, wenn er sein Buchenholz nicht von hier aus dem Steigerwald beziehen könnte.

 

Die kurzen Transportwege haben natürlich auch einen großen ökologischen Vorteil! Das ist ja auch genau unser Konzept für unsere Möbel. Von der Holzernte bis hin zum ölen unserer Bettteile, alles ist regional und hat damit eine sehr gute CO2 Bilanz. Das Holz für unsere Betten schafft es ja gerade einmal von Unterfranken nach Oberfranken, bevor es zu Möbeln verarbeitet wird, die dann per Spedition direkt zu unseren Kunden nach Hause geliefert werden.
Richtig, das ist auch ökologisch sinnvoll. Rundholz durch die Welt fahren ist völliger Blödsinn. Daher macht es auch Sinn, einen Eichenwald wie hier zu nutzen!

 

Dem stehen natürlich Pläne entgegen, hier im Steigerwald einen Nationalpark errichten zu wollen. Das bedeutete allerhöchste Schutzstufe, indem der Wald in keiner Weise mehr wirtschaftlich genutzt werden dürfte.
Die Kategorie Nationalpark wäre das falsche Naturschutzinstrument für ein Gebiet, das hier eine so lange, traditionelle Geschichte hat, wo die Eiche eine so große Rolle spielt, die sie von Natur aus nicht hätte und wo wir diese kleinen familiären Sägewerkbetriebe haben. Die sind mir im Laufe der Zeit sehr ans Herz gewachsen. Man kennt sich persönlich und zwar vom Großvater bis zum Enkel, die alle im Betrieb mitarbeiten. Die wollen den Wald natürlich weiter nutzen. Wir tun dies hier auf ökologisch sehr sinnvolle Weise.

ökologische Forstwirtschaft Ulrich Mergner mit Desigern Jannis Ellenberger

„Wer die historisch übernommene Artenvielfalt erhalten will, der muss sich um die Eiche kümmern.“

 

Natürlich nutzen – sehr schön! Im doppelten Sinne des Wortes. Es wäre ja geradezu absurd, ausgerechnet das Leuchtturmprojekt in punkto nachhaltiger Forstwirtschaft hier zu beenden. Und was sie beschreiben mit der langen Tradition in der Holzwirtschaft und den holzverarbeitenden Familienbetrieben ist auch der Grund, warum ich als Bremer Designer die Möbel meiner Kollektionen ausgerechnet hier in Franken fertigen lasse. Ist das Holz aus ihrem Forstbetrieb eigentlich zertifiziert?
Es ist PEFC zertifiziert. Das sind ähnlich strenge Standards wie beim FSC Siegel. Aber eigentlich bräuchten wir hier kein Zertifikat. Wie gesagt, wir kennen uns hier alle gut und jeder weiß damit genau, was er für Holz bekommt.

 

Wie genau muss man sich eigentlich den Ablauf vorstellen? Vom Pflanzen eines Baumes bis zur Ernte vergehen ja mitunter mehrere hundert Jahre!
Wir müssen immer sehr weit denken wir Forstleute! Wie wird das sein in 100 Jahren? Eigentlich müssen wir ganz selten Bäume pflanzen. Die wachsen auf ganz natürliche Weise von alleine. Die Früchte fallen vom Baum oder Eichelhäher verteilen die Eicheln im Wald. Wir müssen lediglich was tun, damit die Buche die jungen Eichen nicht verdrängt. Denn die Buche wächst schneller und ist super schattenvertragend – auf den Waldboden kommt halt nicht viel Licht. Also knicken wir alle 5-6 Jahre die umstehenden Buchen ab, um den nachwachsenden Eichen wieder einen Vorsprung zu verschaffen. Und im Alter von etwa 200 Jahren, wenn sie dann einen Durchmesser von 80 – 90 cm haben, denn das ist unser Ziel bei der Eiche, wird sie geerntet.

 

Das ist wirklich respekteinflößend! Sie schlagen hier einen Baum, bei dem vor 200 Jahren vielleicht auch jemand ein paar Buchen umgeknickt hat oder umgekehrt, sie pflegen hier ein Bäumchen, das in 200 Jahren dann jemand ernten kann. Genau das ist Nachhaltigkeit. Nicht umsonst kommt dieser Begriff ja aus der Forstwirtschaft, man kann eigentlich gar nicht anders wirtschaften im Wald.
Ja klar. Es ist tatsächlich so, dass wir in anderen Zeiträumen denken und auch planen. Der Bauer bestellt seine Felder für seine eigene Ernte. Er kann jedes Jahr etwas Neues pflanzen, wenn mal etwas schief gegangen ist. Das können wir nicht. Wenn ein Baum mal angewachsen und höher geworden ist, wird es schon schwieriger zu sagen, wir fangen wieder neu an. Wir müssen viel Geduld haben und die Situation, wie wir sie von unseren Vorgängern vorfinden, so annehmen wie sie ist und das beste daraus machen.

 

Ökologische Forstwirtschaft im Steigerwald mit Designer Jannis Ellenberger

Bekommen sie denn die Klimaveränderung hier schon zu spüren? Die extreme Trockenheit der letzten Jahre macht unseren Wäldern doch sehr zu schaffen. Was bedeutet das hier für den Steigerwald?
Die Buche leidet gerade massiv unter der Trockenheit. Klimatoleranter zeigt sich die Eiche. Aber wie das Waldökosystem sich von Natur aus entwickeln würde, ist spekulativ. Vermutlich würde es zu unkalkulierbaren Entwicklungen kommen. Der Wald denkt nicht wie der Mensch 100 bis 200 Jahre im voraus, sondern der entwickelt sich einfach entsprechend der Situation, die sich klimatisch ergibt. Die Buchen würden möglicherweise nicht mehr so alt werden, weil ihnen im Alter von 40 oder 50 Jahren das Wasser nicht mehr reicht. Heuer konnten wir beobachten, dass die bodennahe Vegetation einschließlich der jungen Bäume gut wasserversorgt war, aber alte Bäume, deren Wurzeln tiefer sind, bekamen kein Wasser mehr.

 

Und wie wollen sie aus forstwirtschaftlicher Sicht damit umgehen?
Das Wissen, dass wir über die einzelnen Baumarten haben, werden wir ganz vorsichtig hier mit einbringen können, um diesen Wald in unserem Interesse ein bisschen zu steuern. Ich denke, das dürfen wir auch. Schließlich leben wir halt auch vom Wald, wie wir auch von der Landwirtschaft leben.

 

Wir wollen ja auch alle schöne Holzmöbel haben und kein Bett aus Plastik etwa…
…genau, das hat ja auch ökologische Vorteile, denn Plastik wird aus Erdöl gemacht und hier haben wir ein nachwachsendes Produkt!

 

Und auch noch „Holz der kurzen Wege“. Deswegen wäre es doch auch so wichtig, aus einem ökologisch so wertvollem Forstbetrieb wie hier bei ihnen keinen Nationalpark zu machen, sondern dort anzusetzen, wo der Nachholbedarf am größten ist. Verbrauchen wir hier in Deutschland nicht viel mehr Holz als wir selbst anbauen? Wenn dieser Vorzeigewald aus der Nutzung genommen würde, müssten wir ja noch mehr Holz importieren.

Von den 250 Millionen Kubikmetern Holzäquivalenten, die wir in Deutschland jedes Jahr verbrauchen, kommen 140 Millionen aus dem Ausland. Und diese 140 Millionen werden nicht nach unseren Standards produziert. Sie kommen ganz überwiegend aus Kahlschlag und größtenteils aus einem nicht nachhaltigen Raubbau. Wir aber haben ein Modell, wie man nachhaltig, ökologisch verträglich und unter Wahrung der Belange der Artenvielfalt mit Wäldern umgeht. Dieses Modell ist inzwischen ein Exportschlager. Als Forstbetrieb gelten wir aufgrund des ökologischen Waldbaus europaweit als Beispielbetrieb.

 

Sehr spannend! Ich könnte mich noch stundenlang mit ihnen über diese Themen unterhalten, Herr Mergner. Ich muss gestehen, dass das, was ich hier in ihrem Wald gesehen und darüber erfahren habe, meine Erwartungen bei weitem übertroffen, mich sozusagen nachhaltig beeindruckt hat. Ich danke vielmals für das Gespräch und wünsche ihnen, dass dieser Forstbetrieb, den sie in den vergangenen Jahren noch ökologischer ausgerichtet haben, auch von den kommenden Generationen in diesem Sinne weitergeführt werden kann.

Eichen im Steigerwald für Ellenberger Betten

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